Der TSV Kößlarn hat erfreuliche Nachrichten zu verkünden. Es gibt eine neue Sparte beim TSV. Die Sparte „Selbstverteidigung“ wird von Nadine Bogner und Bernhard Hager geleitet. In einem Interview stellen sich die Trainer und Mentoren den Fragen:
Was hat euch dazu motiviert, eine neue Sparte für Selbstverteidigung in unserem Sportverein zu gründen?
Wir beschäftigen uns bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Kampfsport und der Selbstverteidigung.
Leider hat sich das Sicherheitsgefühl vieler Menschen durch die veränderte „Gewaltstruktur“ verschlechtert. Oft werden Selbstverteidigungs- oder Kampfsportkurse zu diesem Thema hochpreisig angeboten.
Wir sind Trainer aus Leidenschaft und wurden in diesem Zusammenhang oft von Bekannten angesprochen, ob wir nicht im Umkreis eine Trainingsmöglichkeit anbieten könnten.
Bernhard: „Nadine ist in Kessla dahoam, also entwickelte sich die Idee, dass wir doch mal bei unserem TSV anfragen könnten, um eine gemeinnützige Trainingsmöglichkeit zum Thema Selbstschutz und Kampfsport zu integrieren.“
Welche Altersgruppen soll die Sparte „Selbstverteidigung“ angesprochen werden? Gibt es spezifische Programme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene?
Die Teilnahme am regulären Selbstverteidigungstraining ist ab 14 Jahre möglich. Das Straßenboxen ist auf alle Altersklassen ausgerichtet. Zudem möchten wir mehrmals im Jahr Tages-Workshops zum Thema Selbstverteidigung und Boxen durchführen. Nach Nadines Abschluss der Ausbildung zur Fachkraft für Gewaltprävention sind auch regelmäßige spezielle Kindersicherheitstrainings geplant.
Wir werden oft nach einem Selbstverteidigungstraining für Kinder (unter 14 Jahre) gefragt. Jedoch unterscheidet sich ein Selbstverteidigungstraining für Erwachsene und Kinder enorm. Bei Kindern sprechen wir von einem Sicherheitstraining. Der Grund hierfür ist einfach: Kinder können kognitiv gewisse Situationen und deren Konsequenzen noch nicht richtig beurteilen.
In einem guten Kindersicherheitstraining lernen Kinder nicht einfach nur Techniken, Schläge oder Tritte. Sondern es enthält das Kennenlernen der eigenen Stärke, Situationen richtig einzuschätzen, Hilfe zu holen, sowie Selbstbehauptung und Wertetraining.
Wir beobachten oft mit Entsetzen, dass Kinder davon berichten und überzeugt sind, dass sie sich gegen Erwachsene oder sogar Waffen erwehren könnten, weil sie z.B. einen Kampfsport erlernen. Das ist für uns nicht der richtige Ansatz, denn Kinder sind Erwachsenen körperlich unterlegen und bei einem Angriff mit einer Waffe ist auch der Erwachsene meist unterlegen. Hier bedarf es besonders viel Training.
Aus diesem Grund bieten wir die realistische Selbstverteidigung erst ab 14 Jahren an.
Welche Techniken und Kampfstile werden in der Sparte „Selbstverteidigung“ vermittelt? Wie erfolgt die Auswahl dieser Techniken?
Ein effektives Selbstverteidigungssystem enthält ausgewählte in Kampfsportarten bewährte Schläge, Tritte, Boden- und Abwehrtechniken, die es ermöglichen sollten, sich bei einem An- oder Übergriff zu schützen und den Angreifer zu stoppen, um flüchten zu können oder zu überleben. Anstelle von komplizierten Techniken werden einfache Prinzipien und Taktiken vermittelt.
Auch die Förderung mentaler Aspekte wie Situationsbewusstsein, Vermeidung von Konflikten, Selbstbeherrschung und emotionale Kontrolle sind ein wichtiger Bestandteil unseres Trainings.
Für uns ist es sehr wichtig, dass die Techniken und das Physisch-Mentale Zusammenspiel in einer realistischen Situation auch tatsächlich funktionieren! Daher werden die Techniken von uns darauf hin überprüft und ausgewählt.
Es soll ein realistisches und kein auf ein Trainingsumfeld verzerrtes Sicherheitsgefühl vermittelt werden.
Werden spezielle Veranstaltungen oder Wettkämpfe angeboten, an denen die Mitglieder der Selbstverteidigungssparte teilnehmen können?
Wie bereits erwähnt, sollen mehrmals im Jahr Tages-Workshops zum Thema Selbstverteidigung und Boxen, sowie Frauen-Selbstbehauptungstrainings durchgeführt werden. Aber auch Veranstaltungen mit und bei renommierten Trainern aus der Selbstverteidigung und MMA (Mixed Martial Arts) sind geplant.
Nach Nadines Abschluss der Ausbildung zur Fachkraft für Gewaltprävention stehen auch die Durchführung regelmäßiger Kindersicherheitstrainings ganz oben auf unserer Liste.
Eine Teilnahme an den Workshops soll für alle TSV-Mitglieder und Nicht-Mitglieder ermöglicht werden. Die Teilnahme an internen Kursen, also ohne externe Trainer, ist für Spartenmitglieder kostenfrei!
Selbstverteidigung ist kein Kampfsport- oder Kampfkunst. Beim Kampfsport treffen im Wettkampf Sportler mit zumeist gleicher Konstitution aufeinander, die die gleichen Regeln achten und beachten. Es handelt sich um einen Eins- gegen- Eins- Kampf.
Dies ist bei Selbstverteidigung nicht der Fall. Ein Angreifer ist häufig überlegen oder bewaffnet, oder es handelt sich um mehrere Angreifer. Regeln gibt es nicht.
Daher gibt es in der Selbstverteidigung auch keinen Wettkampf.
Im angebotenen Straßenboxen kann jeder, der möchte im Sparring seine kämpferischen Fähigkeiten erproben.
Wie wird die Sicherheit der Teilnehmer im Selbstverteidigungs- oder Boxtraining gewährleistet? Gibt es bestimmte Regeln und Vorsichtsmaßnahmen?
Wir legen höchsten Wert auf gegenseitigen Respekt und auf das Übernehmen von Verantwortung für sich, den Trainingspartner und der Gruppe.
Wir trainieren mit- und nicht gegeneinander!
Es kommen generell Schlagpolster und „Pratzen“ zum Einsatz. Hier ist uns besonders wichtig, dass die Teilnehmer nicht nur erlernen, wie man korrekt Schlägt oder tritt, sondern besonders wie der Trainingspartner das Pad sicher und korrekt hält, um Verletzungen zu vermeiden.
Natürlich sollte insbesondere für Fortgeschrittene auch persönliche Schutzausrüstung getragen werden, wie zumindest ein Tief- / Unterleibsschutz, Brustschutz, Zahnschutz und später Kopfschutz.
Bernhard hat die Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert und wir führen stets eine Grundausrüstung für die Erstversorgung mit.
Über welche Qualifikationen verfügt ihr als Trainer in der Sparte „Selbstverteidigung“? Wie werden sie geschult?
Nadine: „Wie bereits erwähnt, beschäftigen wir beide uns bereits seit vielen Jahren mit Kampfsport, Selbstverteidigung und der wie man sagt der „Study of Violence“.
Bernhard hat diverse Erfahrungen im klassischen Kampfsport Jiu- Jitsu und hat als Krav Maga Instruktor in Passau unterrichtet. Als Trainer macht ihn besonders aus, dass er die Erfahrungen von seiner langjährigen Tätigkeit im Sicherheitsdienst und Personenschutz einbringen kann.
Ich komme aus dem Kickboxen und Boxen und habe über Krav Maga den Weg zur Selbstverteidigung gefunden. Derzeit mache ich noch eine Zusatzausbildung zur Fachkraft für Gewaltprävention, mit Abschluss im November.
Als Trainer streben wir ständig nach einer Verbesserung unserer Fähigkeiten und bilden uns daher stetig weiter. Unterstützt werden wir diesbezüglich insbesondere von Martin Mikolášek, RBSD Olomouc, cz. https://rbsd.cz. Er ist einer der besten Selbstverteidigungstrainer und hat uns als erste Deutsche in sein Trainer Team und Instructor Development Program aufgenommen.
Welche langfristigen Ziele und Pläne sind für die Sparte „Selbstverteidigung“ in unserem Sportverein vorgesehen?
Unser Ziel ist eine solide Teilnehmerzahl zu erreichen, die Spaß und einen persönlichen Benefit von der Teilnahme am Angebot haben, um die Sparte langfristig als gern gesehenen Bestandteil des TSV zu etablieren.
Welche Art von Ausrüstung oder speziellen Trainingsmaterialien werden in den Selbstverteidigungskursen verwendet und wie werden sie den Teilnehmern zur Verfügung gestellt?
Im Selbstverteidigungstraining kommen überwiegend Schlagposter und Pratzen in verschiedenen Größen zum Einsatz, sowie einige Spezialausrüstung, wie Trainingswaffen, Matten, Schutzanzüge, etc. Diese werden zur Verfügung gestellt.
Für Probetrainings und Workshops kann eine geringe Anzahl an Ausrüstung wie Herren- Tiefschutz, Box- oder MMA Handschuhe oder Kopfschutz zur Verfügung gestellt werden. Für die regelmäßige Teilnahme am Training ist es jedoch erforderlich, sich eine persönliche Schutzausrüstung zu kaufen. Wir organisieren gerne regelmäßige Sammelbestellungen oder geben eine Empfehlung.
Weitere Infos sind auf unserer Internetseite https://keiler1906.de/selbstverteidigung zu finden.